Am nächsten Morgen ging es also los. Watzmannüberschreitung, ausgeschrieben mit 10 Stunden Geh/- Kletterzeit. Einige hatten schon den Sonnenaufgang bewundert, alle 9 trafen sich dann um 6 Uhr zum Kraft tanken beim Frühstück. Gegen 7 Uhr war alles gepackt, eingecremt, Wanderschuhe geschnürt. Auf zum Hocheck! Motiviert meisterten wir die Höhenmeter, manches mal drehten wir uns um, um den Ausblick ins Tal zu genießen. Das Hocheck passierten wir zügig, die Sonne kletterte höher, der Wind nahm zu. Bald begann die Gratwanderung. Die Reihenfolge wurde, abhängig von Erfahrung und Trittsicherheit festgelegt. Ausgestattet mit Klettersteigset und Helm warteten wir etwas ungeduldig bis die Truppe vor uns die ersten Meter bewältigt hatte. In dieser Zeit gab es Gelegenheit den vor uns liegenden Steig, das beeindruckende, mächtige Watzmannmassiv und die zahlreichen Gebirgsketten zu bestaunen. Die Sicht war gigantisch! Die Gruppe konnten wir bald überholen.
Der Grat machte seinem Namen alle Ehre: es ging rauf und runter, nach rechts und nach links, schräg, diagonal, kopfüber (fast). Steilabbrüche und Kletterpartien, immer neue Ausblicke in alle Richtungen, der Königssee, Bergdohlen- all das war abenteuerlich und wunderschön, wir tauchten wahrhaftig in die Bergwelt ein. Leider ging es Franzi gesundheitlich nicht besonders gut, Kopfschmerzen und Übelkeit machten ihr zu schaffen. Eine besonders abenteuerliche Passage wurde daher mit Seil überwunden. Weiter unten ging es ihr zum Glück besser.
Nach einem kurzen Foto-Stop an der Mittelspitze erreichte die Sonne ihren Höhepunkt. Die Temperatur war angenehm, ein leichter Wind wehte, die Sonne schien, Föhnwolken zierten den blauen Himmel. Eine kurze Rast vor dem letzten Aufstieg zur Südspitze gab neue Energie. Also machten wir uns auf und kletterten weiter rauf und runter, kreuz und quer, Tendenz nach oben. Irgendwann kamen wir an! Wir hatten den 3. Gipfel unserer Tour erreicht. Fröhlich beglückwünschten wir uns nochmal gegenseitig. Wir schauten weit in alle Richtungen. Nach einem Gipfelfoto gab es die wohlverdiente Vesper. Dabei konnten wir den Bergdohlen bei ihrer Luftakrobatik zuschauen. Weiter unten im Abstiegsgelände sahen wir einen Steinbock, der sich aber bald wieder rar machte. Die Pause war notwendig und wohltuend. Es waren ungefähr 15 anderen Bergsteiger mit uns auf dem Plateau, insgesamt erlebten wir die Tour als gut frequentiert, aber keineswegs überfüllt.